So mancher Zuhörer wird am Morgen des 15.06.23 mit etwas anderen Augen und auch mit noch mehr Aufmerksamkeit seine E-Maileingänge zur Kenntnis genommen haben.
Grund für diese „besondere“ Betrachtung wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Unternehmerveranstaltung des UV-Barnim e.V vom Vorabend gewesen sein. Am 14.06.23 hieß es hier nämlich im Bernauer Ofenhaus
„Gefahren aus dem (Daten-) Netz – Wie sich Unternehmen schützen können“.
Zu Gast war u.a. Denny Speckhahn, Leiter der Soko Cybercrime vom LKA Brandenburg. Speckhahn konfrontierte die Anwesenden gleich zu Beginn mit eindrucksvollen (man könnte auch gut behaupten mit erschreckenden) Zahlen von tagtäglichen Cyberattacken auf Unternehmen und sonstige Institutionen. Dabei würde die Dunkelziffer, also die Zahl der nicht zur Anzeige kommenden Cyberattacken, noch deutlich höher sein. "Viele Unternehmen kommen eher den hohen Zahlungsaufforderungen der Angreifer nach um verlorene Daten wieder zu erhalten" so der Spezialist vom LKA. Denn genau hierauf legen die Täter den Focus bei ihren Angriffen. Der Großteil der Cyberattacken wird im Zusammenhang mit dem Einbringen von „Ransomware“ in die Computersysteme der vermeintlichen Opfer gestartet. Diese Schadsoftware verschlüsselt zumeist die Daten auf dem Gerät und nicht selten auch auf allen Geräten im Netzwerk und in den Backupsystemen. "Die Täter gehen dabei hoch professionell vor" hob Speckhahn hervor. Wurden die Daten dann erst einmal verschlüsselt, sind diese für das Opfer des Angriffs verloren. Es gibt aktuell keine Möglichkeit durch Dritte die verschlüsselten Daten wiederherzustellen. Entsprechendes Entsetzten auf diese Aussagen des Spezialisten waren dann auch in vielen Gesichtern im Ofenhaus zu erkennen. Einzige Möglichkeit die verlorenen Daten wieder zu bekommen ist die Lösegeldzahlung zumeist in kryptischer Währung (z.B. Bitcoin).
Denny Speckhahn hatte aber nicht nur verschreckende Zahlen und Praxisbeispiele im Gepäck, sondern brachte auch eine Vielzahl von Präventionsmaßnahmen mit, die jeder in den notwendigen Ausbaustufen verpflichtend ergreifen sollte. Die wichtigste Information dabei war dann auch der zwingend sensible Umgang mit E-Maileingängen, insbesondere wenn in diesen zum Öffnen von Anhängen oder Link – Verknüpfungen aufgefordert wird. In diesen Links verbirgt sich nämlich häufig die Schadsoftware mit den teils verheerenden Auswirkungen.
Frau Stine Ullmann von der HISCOX Deutschland, einem Spezialversicherer u.a. auch für Cyberversicherungen, würde genau dann ihre Arbeit beginnen, wenn es dann doch zum Schadensfall gekommen ist. Vorausgesetzt natürlich, dass das geschädigte Unternehmen (vor dem Cyberangriff) eine spezielle Cyberversicherung abgeschlossen hat. „Ich spreche heute in Vertretung für viele Cyberversicherer“ so Ullmann in ihren einleitenden Worten. „Es ist nur elementar wichtig, dass sie eine diesbezügliche Absicherung gegen den Fall der Fälle besitzen“ so Stine Ullmann weiter. Im Laufe ihrer Ausführungen informierte die Expertin über mögliche Risiken, Deckungsinhalte von möglichen Versicherungen, Praxisbeispielen von Schäden aus dem täglichen Geschäft sowie zukünftigen Herausforderungen der Cyberversicherer.
Alle Gäste waren nach den Vorträgen ziemlich beeindruckt und nachdenklich. Und wie oben bereits erwähnt wird die eine oder andere Mail jetzt doch mit mehr Achtsamkeit geöffnet (oder eben nicht!)
Präsentation LKA - Herr Speckhan: folgt