Die Bearbeitung von Bauanträgen im Barnim dauert zu lange und ist zu kompliziert. Unternehmer fordern Verbesserungen und
präsentieren dafür konkrete Ideen.
Seit Jahren beschweren sich Häuslebauer, Architekten und Bauunternehmer darüber, auf Baugenehmigungen vom Bauordnungsamt des Landkreises Barnim lange warten zu müssen. Inzwischen ist der Bauboom vorbei, die Anträge gehen nach Angaben der Kreisverwaltung deutlich zurück – und damit auch die Wartezeit. Eine Entwicklung, von der Bauunternehmen und Architekten bislang aber wenig gespürt haben.
„Wir warten momentan immer noch sieben Monate bis anderthalb Jahre auf eine Baugenehmigung“, sagt der Bernauer Bauunternehmer Mark-André Krüger, dessen Krüger-Holding vor allem im Wohnungs-, Büro- und Gewerbebau aktiv ist. Krüger ist auch Vorsitzender des Unternehmerverbandes Barnim. Die dort organisierten Firmen, darunter Architekten und Projektentwickler, sind schon lange unzufrieden mit der Arbeit der Bauaufsichtsbehörde in Eberswalde.
Bauboom im Barnim ist vorbei – trotzdem dauern Genehmigungen
„Bis vor zweieinhalb Jahren konnte man die langen Bearbeitungszeiten noch irgendwie nachvollziehen“, erklärt Krüger. Im ganzen Land habe es eine regelrechte Bauwut gegeben. Die niedrigen Zinsen und der große Bedarf an neuem Wohnraum machten es möglich. „Doch der Boom ist vorbei. Der Einfamilienhausbau ist am Boden.“ Krüger selbst verzeichnet in seinem Unternehmen einen Umsatzrückgang von 30 Prozent seit der Erhöhung der Zinsen.
Auf öffentlichen Veranstaltungen hat Landrat Daniel Kurth (SPD) die lange Wartezeit auf Baugenehmigungen in den vergangenen Jahren immer wieder mit dem Personalmangel in seiner Verwaltung begründet. Tatsächlich hatte der öffentliche Dienst chronisch Probleme, Bauexperten zu finden, weil die in der freien Wirtschaft oft besser verdienen.
Inzwischen mehr Bewerber als freie Stellen in Barnimer Wirtschaft
Eine Situation, die sich laut Krüger für die Behörden jetzt eigentlich entschärfen müsste. „In der Wirtschaft haben wir wegen der eingebrochenen Auftragslage inzwischen mehr Bewerber, als Stellen, die wir besetzen können. Wir empfehlen die Bewerber inzwischen an die Baubehörden weiter. Dafür muss in den Ämtern aber ein attraktives Umfeld geschaffen werden“, so der Bauunternehmer.
Ein Problem in den Verwaltungen sei die unzureichende Digitalisierung. „In anderen Landkreisen werden Bauanträge inzwischen online angenommen und bearbeitet“, berichtet Mark-André Krüger. Im Barnim hingegen werden Aktenordner mit der Post hin- und hergeschickt. „Der Digitalisierungsprozess wurde in Eberswalde schon 2003 gestartet. Abgeschlossen ist er allerdings noch nicht. Man hat uns gesagt, dass Anträge vielleicht ab Herbst dieses Jahres auch online angenommen werden.“
Unternehmer im Barnim hoffen auf bessere Kommunikation
Die Unternehmer erhoffen sich von digitalen Kanälen auch eine schnellere und zuverlässigere Kommunikation mit den Sachbearbeitern in der Baubehörde. Oft höre man nach der Einreichung der Anträge lange nichts von der Bauverwaltung. Inzwischen treffen sich Unternehmerverband und Baubehörde drei- bis viermal im Jahr, um die Probleme zu erörtern. „Wir haben in den Gesprächen angeregt, dass wir innerhalb von zwei Wochen nach dem Bauantrag ein Feedback bekommen, also dass man uns sagt, welche Unterlagen aus Sicht der Behörde noch fehlen“, so Krüger.
Zudem fordert die Branche, dass Rückfragen komprimiert und nicht scheibchenweise kommen. „Es gibt Fälle, da gibt es 20 Rückfragen zu einem Projekt. Die kommen aber nicht alle auf einmal, sondern nacheinander. Und die Bearbeitung wird dann jeweils unterbrochen, bis das nächste Thema erledigt ist. Dadurch ziehen sich die Verfahren in die Länge.“
Bauaufsichtsbehörde im Barnim hat Angst vor Fehlern
Krüger moniert ebenfalls, dass Dinge immer wieder verkompliziert werden. Er hat eine Angst vor Fehlern in der Bauaufsichtsbehörde ausgemacht. „Viele fürchten sich, etwas falsch zu machen und dann verklagt zu werden.“ Die Folge: Selbst für baugleiche Gebäude müssten mehrfach Anträge gestellt und bearbeitet werden. Rücksprachen mit Behördenmitarbeitern sind nach Erfahrung des Unternehmerverbandes schon deshalb schwierig, weil diese im Homeoffice entweder nicht erreichbar seien oder dort auf nötige Unterlagen nicht zugreifen könnten.
In ersten Gesprächen mit der Bauaufsicht hat die Branche deshalb gefordert, den Austausch innerhalb der Projektphase zu verbessern – auf welchem Wege auch immer. Wir Bauvoranfragen plötzlich nichts mehr zählten. „Gespräche, die nicht verbindlich sind, kann man sich sparen“, meint Krüger. In Zukunft soll es deshalb schriftliche Gesprächsprotokolle geben.
Trotz aller Probleme: Der Unternehmensverbandsvorsitzende begrüßt, dass es inzwischen überhaupt regelmäßige Gespräche mit der Spitze der Baubehörde in Eberswalde gibt. „Das erste Gespräch hatten wir im Februar. Wir wollen uns jetzt alle drei bis vier Monate treffen. Ich bin optimistisch, dass es etwas bringen kann.“ Letztlich gehe es darum, dass das Verständnis füreinander auf beiden Seiten wächst und die Unzufriedenheit sinkt.